Hintergrundwissen
Vom 20.05. bis zum 29.05.2022 fand auf dem Flugplatz Landau die Deutsche Meisterschaft der Frauen 2022 in der Club-, Standard- sowie 18 m Klasse statt.

Eigentlich sollte es in dieser Saison gar keine DMF geben. Aufgrund des Rhythmuswechsels der Weltmeisterschaften durch den Weltverband entstand die außergewöhnliche Situation, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren eine Weltmeisterschaft der Frauen stattfindet. Daher wurde vor einigen Jahren entschieden, dass die Qualifikation zur Weltmeisterschaft der Frauen in Spanien in 2023 durch die Rangliste erfolgen sollte. Diese Regelung bot engagierten Pilotinnen die Möglichkeit ihre Ranglistenpunkte über mehrere Jahre zu sammeln. Zudem entfiel die Notwendigkeit in der Saison 2022 zur WM der Frauen noch eine Deutsche Meisterschaft Frauen zu fliegen. Diese Entscheidungen wurde im Herbst 2021 von der Buko-Segelflug zurückgezogen. Die Beschlüsse der Vorgänger-Buko als auch die Empfehlungen der zuständigen Fachgremien wurden ignoriert und völlig neu gefasst. Somit wurden die Regeln inmitten eines bereits laufenden Qualifikationszyklus geändert.

Natürlich gibt es immer Vor- und Nachteile verschiedener Konzepte. Aus der Sicht von Pilotinnen aber, die ihre WM-Qualifikation für Soria vermeintlich bereits in der Tasche hatte, da sie sehr bewusst Wettbewerbe zum Sammeln von Ranglistenpunkten gewählt hatten, war diese Änderung natürlich mehr als ärgerlich.

Die Buko-Segelflug hatte nun die Herausforderung diese zusätzliche, spontan hinzugefügte Meisterschaft auszutragen. Da eine alleinige Deutsche Meisterschaft der Frauen für Ausrichter auf Grund der geringen Teilnehmerzahlen, und somit Erträge für den Ausrichter, wenig attraktiv ist, wurde beschlossen die Deutsche Meisterschaft der Frauen in eine bereits geplante Junioren-Qualifikation zu integrieren.

Mit dem oben beschriebenen Hintergrund sollten sich nun Frauen, die mit Masse sehr deutlich dem Junioren-Alterssegment entwachsen waren, bei dieser Kombimeisterschaft beweisen. Die meisten waren mehr als skeptisch und durchaus nur minder motiviert. Alleine schon der Gedanken an fehlende Nachtruhe, oder  unter den Junioren als „alte“ Frauen zu gelten, machten wenig Lust dort hinzufahren. Diese Entscheidung war ganz bestimmt keine, die den Frauen-Segelflug förderte!

Zum Wettbewerb
Wir hatten bei dem Wettbewerb durchwachsenes Wetter, was aber durch die Wettbewerbsleitung durchaus gut ausgenutzt wurde. Wir konnten in der Standardklasse 6 und in der Club- und 18m Klasse 5 von 8 Wertungstagen fliegen.
Das Wetter und die Aufgaben waren teilweise sehr anspruchsvoll, was sich an einzelnen Tagen auch an der Anzahl der Außenlandungen oder an den niedrigen Schnittgeschwindigkeiten erkennen lässt. In der Standardklasse gab es beispielsweise nur einen Tag an dem der Tagessieger über 100 km/h Schnittgeschwindigkeit erreichte. Für die Gesamtwertungen stellte sich heraus, dass die Pilotinnen mit der meisten Flug- und Wettbewerbserfahrungen diesen Vorteil ausnutzen konnte.

Gescheitertes Experiment oder Zukunftspotenzial?
Unabhängig davon, ob diese DMF in diesem Jahr hätte sein müssen, muss man sich mit der Frage beschäftigen: wie gehen wir in Zukunft mit der Tatsache um, dass es keine Seniorenqualifikation mehr im gleichen Jahr geben wird, mit der man eine deutsche Frauenmeisterschaft zusammen legen kann.

Ich, als eine der größten Skeptiker im Vorfeld, muss im Nachhinein sagen, dass das doch ein Zukunftskonzept mit Potential sein kann. Voraussetzung hierfür wäre allerdings, dass man dem ein oder anderen Punkt mehr Beachtung schenkt und gemeinsam, also sowohl  Junioren als auch Frauen, bereit sind, gut überlegte Lösungen zu akzeptieren.

Mir hat der Wettbewerb richtig Spaß gemacht. Die jungen Nachwuchspiloten habe ich stets als respektvoll empfunden, so dass nicht nur das gemeinsame Fliegen, sondern auch der Austausch am Boden bereichernd und kameradschaftlich war. Die Kombination aus Junioren und Frauen hatte eine Normalität mit der ich nicht gerechnet hatte. Leider hat dies nicht jede Pilotin so empfunden. Vereinzelt gab es Diskrepanzen, die sich im Grunde aber auf ein Problem reduzieren lassen, nämlich, dass unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich Nachtruhe und Geselligkeit bestanden.

Landau hatte die Möglichkeit zweier voneinander doch deutlich separierter Campingplätze geboten. Allerdings wurde dieser räumliche Camping-Trennungs-Empfehlung nicht in vollem Umfang nachgekommen, sodass es dort auch zu den Problemen kam, die eigentlich vorprogrammiert waren. Ich hoffe sehr, dass wir Frauen jetzt nicht alle als Spaßbremsen, Motzköpfe oder was auch immer über einen Kamm geschert werden.
Ohne auf weitere Details einzugehen, meine ich, dass das in der Zukunft durchaus Erfolgsaussichten haben kann, wenn man folgende Verbesserungsvorschläge beherzigt:

Bei den nächsten gemeinsamen Wettbewerben bedarf es eine klare räumliche Separierung der Campingflächen mit entsprechenden Abständen. Diese müssen eindeutig definiert sein, allen bekannt sein und ausnahmslos befolgt werden. So können die Nachteulen ab 11 Uhr durchaus noch eine geraume Zeit weiter ihren Bedürfnissen nach Musik nachkommen ohne die Nachtruhe anderer zu stören.
Des Weiteren sollte versucht werden die 18m-Klasse, in der es keine Junioren-Qualifikation gibt, in eine Senioren-Quali zu integrieren. Ein Teilnehmerfeld mit weniger als 10 Pilotinnen ist einer WM-Quali nicht würdig und darf auf Grund der mangelnden Anzahl an Pilotinnen noch nicht einmal die Gewinnerin als Deutsche Meisterin küren. Auch wenn dies bedeutet, dass man damit die Deutsche Meisterschaft der Frauen aufsplittet, scheint es mir dennoch der richtige Weg zu sein. Vielleicht kann man dann sogar mehr Teilnehmerinnen in der 18m-Klasse erwarten, da die ein oder andere Club- oder Standardklassepilotin zusätzlich daran teilnehmen könnte.