Ein Nachruf auf Elly Beinhorn
geboren 30. Mai 1907 in Hannover – verstorben 27. November 2007 in Ottobrunn bei München
Schon die junge Elly Beinhorn war von Sehnsucht nach der Weite getrieben. Mit dem Erwerb des Sportflugscheins kam sie diesem Ziel näher und plante schon kurz darauf einen ersten Fernflug nach Afrika. Doch wohlweislich schwieg sie sich darüber zunächst aus, „… denn wenn ich unterwegs, etwa gleich schon hinter Berlin, Pech gehabt hätte, hätte man mit Recht gelacht, erstens wegen so großspuriger Ziele, zweitens über die Frauenfliegerei!“ Der Afrikaflug mit der sensationellen Notlandung bei Timbuktu legte den Grundstein für ihre Karriere: Elly wurde zum Liebling der Medien und der Öffentlichkeit; in ihren Vorträgen, Artikeln, Büchern und Dokumentarfilmen präsentierte sie sich als charmante Plauderin, die mit präzisen Fakten und leichter Feder ihre Erlebnisse in aller Welt schildert. Ob ihre Schilderungen dabei lediglich die Sehnsucht des kleines Mannes nach der großen Welt befriedigten oder ebenso die politischen Ambitionen der Weimarer Republik, Elly verblieb mit ihren Kommentaren immer im gesellschaftlichen „mainstream“ – sicherlich einer der Gründe für ihre ungebrochen anhaltende Popularität über alle sozialen Schichten, politischen Fraktionen und Zeitumbrüche hinweg. „Wenn ein Mann das gleiche vollbracht hätte“, schrieb ein Journalist schon Anfang der 1930er Jahre über Elly Beinhorn, „würde kein Hahn nach ihm krähen. Daß sie die Hähne zum Krähen bringen, ist die wahre Leistung der Frauen.“
Doch das Leben einer Fliegerin – und noch dazu einer erfolgreichen – war nicht leicht. 1935 resümierte Elly in ihrer Novelle Grünspecht wird ein Flieger die Gefühle ihrer männlichen Kollegen gegenüber ihr, der (Über-)Fliegerin: „Dieses Mädchen war reichlich vollkommen. So etwas beschützt man nicht, und in so etwas verliebt man sich auch nicht Hals über Kopf.“ Im Rennfahrer Bernd Rosemeyer fand Elly schließlich 1936 ihren Partner fürs Leben, und ab und an setzte sich das „schnellste Ehepaar der Welt“ von nun an gemeinsam ins Flugzeug. Schon bald darauf verunglückte Bernd tödlich, und Elly musste den gerade geborenen Sohn allein aufziehen. Nachdem sie 1951 in der Schweiz den internationalen Sportfliegerschein wiedererworben hatte und damit als erster deutscher Pilot (männlich und weiblich) wieder am Steuer eines Flugzeuges sitzen durfte, kehrte sie zu der Aufgabe zurück, die sie als ihr Lebenswerk betrachtete: der Werbung für die Sportfliegerei und für den völkerverbindenden Geist des Fliegens. Als fliegende Reporterin war sie von Finnland bis Nordafrika unterwegs, besuchte die Schauplätze ihrer Vorkriegsflüge und machte Schlagzeilen als erfolgreiche Rallyefliegerin im In- und Ausland. 1979 gab sie schließlich nach mehr als 51 Flugjahren und mehr 5000 Flugstunden ihren Flugschein zurück.
Ihre Liebe zum Fliegen hat sie jedoch behalten. „Ich sehe jedem Segelflugzeug begehrlich nach, denn da gibt es noch etwas von der Großartigkeit und Ruhe der Landschaft und des Himmels, die ich bis an mein Lebensende lieben werde“, schrieb sie in ihrer Autobiographie.
Die VDP ehrte ihr Ehrenmitglied mit einem Flug zum 100. Geburtstag im Mai 2007, bei dem sie noch einmal ihrer Messerschmitt Taifun begegnen konnte, mit der sie so viele Rekorde geflogen war. Ein schöneres Geschenk hätte sich die Jubilarin nicht wünschen konnen. Nun ist Elly Beinhorn zu ihrem letzten Flug aufgebrochen, und wir trauern um Elly, die uns als Fliegerin und Frau immer Vorbild und Inspiration war und bleiben wird. Die VDP wird ihr ein ehrendes Andenken bewahren.
Weitere Informationen sind in der VDP Zeitung Ausgabe Nr. 1 /2007 nachzulesen. Eine ausführliche Würdigung von Elly Beinhorn ist im Buch von Evelyn Zegenhagen „Schneidige deutsche Mädel“ Fliegerinnen zwischen 1918 und 1945 zu finden.
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