10.4.1937 – 24.11.2023
Gründungsmitglied Nr. 6

Mit Uta Kienle ist nun auch das letzte Gründungsmitglied für immer von uns gegangen. Sie gehörte zu den neun Frauen, die 1968 die „Vereinigung Deutscher Pilotinnen“ in Worms ins Leben riefen, und am 24. November 2023 ist Uta Kienle gestorben. Sie wurde 86 Jahre alt.

Im Alter von 31 Jahren trat Uta als jüngstes Mitglied – Mitgliedsnummer 6 – der VDP bei, doch ihr fliegerischer Lebenslauf war schon bis dahin beeindruckend. Bereits mit 14 Jahren, 1951, lernte Uta beim Segelflugverein Karlsruhe-Forchheim das Segelfliegen, da der Motorflug in der noch jungen Bundesrepublik erst ab 1955 wieder möglich wurde. Auf ihren ersten Schulflug musste Uta aber mehr als ein geschlagenes Jahr lang warten, anfangs durfte sie „nur die Werkstatt“ fegen, wie sie später immer mal wieder augenzwinkernd erzählte. Zumal als Mädchen in dieser männerdominierten Sportart. Obendrein standen damals auch noch keine flugfertigen Gleiter im Hangar bereit, sondern mussten erst einmal in Eigenarbeit gebaut werden. Uta half also beim Bau eines Grunau Baby und einer Mü 13E.

1953 endlich hatte sie den PPL C erflogen. 1959 erwarb sie das Leistungsabzei- chen in Silber, gleich danach das in Gold mit zwei Diamanten. 1960 folgte die Lizenz als Segelfluglehrerin, im gleichen Jahr absolvierte sie die Motorflugprüfung mit Schleppberechtigung. Bereits 1956 hatte sie nach einem Lehrgang die Werkstattleiterberechtigung für den Bau von Gleit- und Segelflugzeugen erworben. Neben Karlsruhe-Forchheim wurde Utas zweiter Heimatflugplatz Vinon sur Verdon am Rande der französischen Seealpen. Fürs Deutsch-Französische Jugendwerk war sie zudem als Fluglehrerin in Hirzenhain tätig.

Zudem hat Uta Kienle auch viele Wettbewerbe erfolgreich mitgeflogen, meist mit ihrem Fluglehrer Werner Waldenberger als Navigator an ihrer Seite. Über ihn sagte sie einst in aller Bescheidenheit: „Pilot sein kann jeder – die schwierigere Aufgabe beim Fliegen hat der Navigator.“

Neben vielen anderen wären hier nur ein paar Wettbewerbs-Highlights aus Uta Kienles bewegtem Fliegerinnenleben zu nennen. 1961: Deutschlandflug – 3. Platz Damenwertung; 1961: Rallye Baden-Baden, Europarundflug – beste Pilotin und 3. Platz; 1962: Sternflug nach Lübeck – 3. Platz. 1966 ging es für Uta über den großen Teich, zum Powder-Puff-Derby in den USA: „Mein größtes fliegerisches Erlebnis“, schwärmte sie immer mal wieder. Immerhin: Platz 42 bei 92 Teilnehmern belegte sie damals beim weltweit ersten Luftderby nur für Pilotinnen, das von 1929 bis 1977 ausgetragen wurde.

Ganz große Verdienste hat sich die mit schlitzohrigem Humor gesegnete Uta Kienle allerdings durch ihren beharrlichen und energischen Einsatz für „ihre“ VDP erworben. 39 Jahre lang seit der Gründung war Uta Schatzmeisterin der Vereinigung, so lang wie kein anderes Vorstandsmitglied jemals. Auf der Jahreshauptversammlung 2006 in Weimar dann, kurz vor ihrem 70. Geburtstag am 10. April 2007, gab Uta das Schatzmeisteramt in jüngere Hände weiter. Aber viele weitere Jahre stand sie der VDP und ihren Mitgliedern wie eh und je mit Rat und Tat hilfreich zur Seite.

Wir alle werden Uta, die ihre letzten Jahre in einem Seniorenheim verbrachte, sehr vermissen und sie und ihr Wirken in allerbester, dankbarer Erinnerung behalten.

Mehr über das Leben und Wirken von Uta Kienle findet sich in unserem Buch Lust auf Fliegen.

Von Dagmar Deckstein