*12. August 1899 in Unna, + 25. Februar 1971 in Essen

Thea Rasche erwarb als erste Frau nach dem 1. Weltkrieg nicht nur die Flug-, sondern auch die Kunst- und die Seefluglizenz. Sie war somit die erste Frau in ganz Europa mit einer Kunstfluglizenz und die erste, die Auslandsreisen unternahm. Jahre später begeisterte sie sich auf der Wasserkuppe für den Segelflug und  erwarb bald alle Scheine. Ihre Sehnsucht nach fernen Ländern hatte sie wohl von ihrer holländischen Mutter geerbt, die Theas sportliche Aktivitäten unterstützte: Tennis- und Hockeyspielen, Reiten, Schwimmen und Radfahren,  heutzutage nichts Außergewöhnliches, aber Anfang des 20. Jh. noch etwas Besonderes für eine Frau. 

Die  Absichten ihres autoritären Vaters, sie mit einem wohlhabenden Mann zu verheiraten, durchkreuzte Thea durch Flucht nach Hamburg. Um sich über Wasser zu halten, arbeitete sie zunächst als Schreibkraft. „Ich war die schlechteste Tippmamsell Hamburgs, da mir jede Praxis fehlte“. Später verdiente sie ihr Brot als Inspektorin des Landguts Stinnes bei Berlin, als Journalistin und Schriftführerin der Deutschen Flugillustrierten und als Propagandistin im Auftrag der US-Regierung zur Förderung des Baus amerikanischer Flugplätze. 

Vor allem aber war sie Wettbewerbs-Kunstfliegerin im Team von Ernst Udet und Georg Fieseler. In ihrem Buch „…und über uns die Fliegerei“ schildert sie ihre Passion mit den Worten: “Ich war ‚motorkrank’. Der Motor war mir der beste Freund geworden – nie verließ er mich. Nichts erfreute meine Ohren so sehr wie sein ehernes Lied – die schönste Musik, die es nun mal für den Motorflieger gibt! Ihn zu bändigen, das Letzte aus ihm herauszuholen, die Maschine im Kunstflug und in den Augenblicken der Gefahr restlos zu beherrschen, sie Hunderte von Kilometern über Gebirge, Wüsten und Gewässer zum vorher festgesetzten Ziel zu steuern, war meine höchste Freude.“

Ihre größten Erfolge feierte Thea Rasche in den USA, wo sie in den Jahren 1927- 1929, 1934/35 und 1936/37 als Wettbewerbs-Fliegerin aktiv war. Sie flog 1929 als eine von 20 Teilnehmerinnen beim ersten internationalen Frauen-Luftderby, spöttisch „Powder Puff Derby“ genannt,  in einer Gipsy Moth 5200 km quer durch Amerika. Neben ihr erreichten  Amelia Earhart und Ruth Elder, die Ozeanfliegerinnen, und 10 andere Pilotinnen das Ziel. Die Teilnehmerinnen wurden als “Queens of the Air“ außergewöhnlich gefeiert. Den Höhepunkt der Schlussfeier bildete die Gründung des „Klubs der 99er“, des ersten Pilotinnen-Klubs in Nordamerika, der bis heute als „99s“ existiert. Theas  Appell lautete: „Girls, lernt fliegen!“

Als einziger Reporterin gelang es Thea Rasche in einer holländischen Douglas DC2, am MacRobertson-Luftrennen von England nach Australien mitzufliegen. Sie war die einzige Frau, die das Ziel erreichte und wurde begeistert empfangen. 

Thea wurde bestürmt, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Eleanore Roosevelt, Frau des amerikanischen Präsidenten, lud sie ins „Weiße Haus“ ein. Sie erhielt ansehnliche Preise und wurde Ehrenmitglied in amerikanischen Fliegerclubs. Sie war bekannt als “The Flying Fräulein; The Daredevil; Queen of Aces; Female Lindy; The Girl Wonder; The Air Aristocrat; The Woman of the Day; The best Ambassador Germany has; Thea Rasche, the Ambassador of Peace; The Children´s Heroine”. Doch sie blieb Deutschland treu und vergab damit manch verlockende Zukunftsaussicht. 

Thea lebte noch einige Jahre als Journalistin in den USA und kehrte später nach Essen zurück. Sie verstarb 1971 und erhielt von der Stadt Essen auf dem Friedhof Bredeney  ein Ehrengrab.

Literatur:

Thea Rasche: Und über uns die Fliegerei. Berlin 1940

Franz Kurowski: Berühmte Fliegerinnen. Göttingen 1974 

Rolf Italiander: Drei deutsche Fliegerinnen. Berlin 1940

Luise Pusch/Susanne Gretter: Berühmte Frauen – 300 Portraits. Frankfurt 2002

Jutta Rebmann: Als Frau in die Luft ging. Mühlacker 2001

Ernst Probst: Königinnen der Lüfte in Europa. Norderstedt 2010