Auf der Hahnweide fand das Treffen der Luftsportlerinnen 2024 statt. Die Organisatorinnen vom Dr. Angelika Machinek Förderverein warteten mit einem Programm vom Feinsten auf. Wer nicht dabei war, hat richtig was versäumt!
Schon am Vorabend des Events glänzte Sybille Baecker mit einer Krimilesung, in dem die Motorflugschule der Hahnweide eine Rolle spielt.
Am Samstag, den 27. Januar begann ein Reigen höchst informativer, anregender und unterhaltsamer Vorträge. Die Zeppelinpilotin Kate Board im Luftschiff-Cockpit bei Zeppelin NT wollte eigentlich über ihr Leben, ihr Fluggerät und ihre Arbeit berichten – leider kam ihr ein Infekt dazwischen. Also sprang Fritz Günther ein, Flugbetriebsleiter Deutsche Zeppelin-Reederei. Wir lernten die Unterschiede kennen zwischen einem klassischen starren Luftschiff (Zeppelin), dem Prallschiff (Blimp) und dem modernen NT. Die starre Konstruktion des Zeppelins NT ist dreieckig und besteht aus Aluminium- und Kohlefaser-Fachwerk. An diesem Frame sind die Gondel und die Propeller angebracht sowie die Antriebsaggregate. Der Rahmen wiegt nur 1.100 Kilogramm, ist extrem stabil und zugleich manövrierfähig. Helium liefert den Auftrieb und das Antriebskonzept umfasst schwenkbare Propeller, modernste Avionik und „Fly-by-Wire“-Flugsteuerung. Diese Kombination erlaubt Flugmanöver wie bei einem Hubschrauber und das Luftschiff kommt mit einer dreiköpfigen Bodencrew aus. Der Referent machte Lust, mit einem der Luftschiffe mitzufliegen – und arbeitete heraus, was eine Kate und ihre KollegInnen fliegerisch mitbringt müssen.
Mit seinem Vortrag Des Forschers Traum vom Fliegen: Klimaforschung mit Trike und Motorsegler ließ uns Prof. Dr. Wolfgang Junkermann, Physiker am Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK), an seinen beiden Passionen teilhaben.
Die fliegerische Leidenschaft zeigt sich u.a. darin, dass er mit seinem Trike auf FL 100 und höher steigt, um Messungen vorzunehmen – das macht er nicht nur in Europa, sondern gerne auch in der Mongolei, Australien oder Amerika. Klimaforschung – insbesondere die Auswirkung von gesundheitsschädlichem Ultrafeinstaub bzw. Nanopartikeln auf Klima und Wetter ist die zweite Passion des fliegenden Professors: Die Partikel – z.B. aus Kohlekraftwerken – geraten über die Atmosphäre in die Wolken und beeinflussen u.a. die Entstehung von Wolkentröpfchen. Erstaunlicherweise „wachsen“ diese Tröpfchen in der Nähe solcher Partikel langsamer und es dauert länger, bis sie die richtige Größe haben, um abzuregnen. Oder das Abregnen bleibt aus. Das lässt sich beispielsweise in Australien beobachten – rund um Perth müssten die Niederschläge eigentlich seit den siebziger Jahren zunehmen. Stattdessen haben sie sich um 25 % verringert. Woran das liegt? Die Zahl der ultrafeinen Partikel ist fünf bis zehnmal höher ist als zuvor. Das stützt die Theorie, dass sich die Emissionen der Kraftwerke nicht nur auf die Menge des CO2 in der Atmosphäre, sondern auch auf die räumliche und zeitliche Verteilung von Niederschlägen auswirken. Hier ist, so der Wissenschaftler, noch Forschung nötig.
Schließlich berichtete Andreas Lutz von Schempp Hirth über elektrische Antriebe in Segelflugzeugen – Stand der Technik, Einfluss auf den Wettbewerbsflug und Grenzen dieser Technologie. Andreas hat sich als Segelflieger einen Namen gemacht – nicht zuletzt ist er zweifacher Europameister. Zugleich ist er Konstrukteur bei Schempp-Hirt und mit der Entwicklung des E-VENTUS befasst. Er stellte das E-Konzept des E-Segelfliegers vor und beleuchtete die Meilensteine bei dessen Entwicklung. Mit zwei 25 KG Akkus ist das Flugzeug eigenstartfähig, mit nur einem besitzt er eine zuverlässige Rückkehrhilfe. Ein charmanter, witziger und zugleich leidenschaftlicher Vortrag, nicht nur für Segelfliegerinnen bereichernd!
Am Schluss der Tagung stand eine Podiumsdiskussion: Was wünsche ich mir als Pilotin von AMF, BAFF, VDP & Co.? Vertreterinnen dieser Organisationen und die von ihnen vertretenen Pilotinnen traten in einen spannenden Dialog. Die Rahmenbedingungen für die Fliegerinnen haben sich in den letzten 60 Jahren deutlich gewandelt. Musste Frau in den 60er Jahren noch darum kämpfen, in einen Segelflugverein aufgenommen zu werden, erleben die jungen Pilotinnen keine Diskriminierung mehr. Eines von vielen Themen ist das Problem, den Flugsport fortzusetzen, auch wenn die Familie gegründet worden ist. Junge Mütter hören hier viel häufiger auf als die Familienväter.
Bei Cocktails und musikalisch vom Überraschungsgast Maggie Jane fantastisch untermalt hatten die Teilnehmerinnen einen entspannten Abend. Es war kaum zu vermeiden, das eigene Netzwerk auszuweiten und fliegerische Erfahrungen zu teilen.
Die Veranstaltung endete am Sonntag mit einer Stadtführung unter dem passenden Motto Kirchheimer Frauen.