Die Offene Deutsche Hubschraubermeisterschaft 2022, ausgetragen durch den Deutschen Hubschrauber Club e.V. (DHC) unter dem Dach des Deutschen Aero Clubs (DAeC), konnte nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder stattfinden. Insgesamt acht Teams aus Deutschland und der Schweiz gingen vom 21. – 24. Juli auf dem Regio Airport in Mengen (EDTM) nach dem Regelwerk des internationalen Luftsportverbandes (FAI) an den Start.

Endlich ging es wieder los! Meine letzte und zugleich erste Teilnahme als Pilotin an einer Hubschraubermeisterschaft war „Dank“ Corona inzwischen schon drei Jahre her, seit 2019 die letzte ODHM (Offene Deutsche Hubschraubermeisterschaft) in Mengen stattfand. Schon damals fehlte mir ein fester Copilot, was mich veranlasste, meine Teilnahme im Jahr 2022 abzusagen. Zudem war ich Anfang des Jahres noch mitten in meiner Flugausbildung zum CPL-H in der Schweiz und konnte somit am Pfingsttrainingslager nicht teilnehmen. Angesichts der jüngsten Kostenentwicklung gab es nur wenige Anmeldungen. Der DHC entschloss sich schließlich zu einer großzügigen finanziellen Förderung aller teilnehmenden Teams.

So erhielt ich vier Wochen vor Beginn der Meisterschaft einen Anruf unseres DHC-Präsidenten Michael Schauff, langjährigem Co-Pilot und mehrfachem Deutschen Meister, mit der Bitte, noch einmal über eine Teilnahme als Pilotin nachzudenken. Sein Angebot, den diesjährigen Wettkampf gemeinsam mit ihm als Team zu bestreiten, war mir eine große Ehre und meine Teilnahme an der Meisterschaft sicher. Somit musste auch nur ein einziger Trainingstag für die ODHM genügen. Nach dem kurzen und intensiven Training konnten wir voller Zuversicht als Junioren-Team an den Start gehen. Ausschlaggebend für diese Einstufung ist nicht das Alter von Piloten und Copiloten, sondern die Stundenanzahl des Piloten – mit weniger als 250 Flugstunden als PIC ist man Junior.

Den Auftakt des Wettbewerbs mit insgesamt vier Disziplinen machte der Precision Hover. Hierbei muss der Hubschrauber vorwärts, rückwärts und seitwärts entlang eines schmalen Korridors innerhalb einer vorgegebenen Zeit und unter Einhaltung einer exakten Höhe manövriert werden. Zwei Ketten mit jeweils zwei und drei Metern Länge werden hierzu an den Kufen befestigt, um Höhenabweichungen für die Schiedsrichter sichtbar zu machen. Die lange Kette darf den Boden nie verlassen, die kurze hingegen darf ihn nie berühren. Die 360-Grad-Drehungen an den jeweiligen Ecken müssen gleichmäßig und präzise auf der Stelle durchgeführt werden und dürfen 15 Sekunden nicht unterschreiten. Den Abschluss des Precision Hover bildet die Präzisionslandung auf eine markierte Linie, wobei jeder Zentimeter Abweichung von der Markierung Strafpunkte bedeuten. Von möglichen 300 Punkten in jeder der insgesamt vier Disziplinen erarbeiteten wir uns im Precision Hover mit 275 Punkten – und nicht einmal einem ganzen Punkt Rückstand auf den zweiten Rang – eine hervorragende Ausgangsposition.

Nach einer verkürzten Pause aufgrund einer angekündigten Gewitterfront ging es bereits am Mittag in die zweite Disziplin, die Navigation. Den Teilnehmern wurde ein Kurs von rund 40 Minuten (abhängig von der Leistung des jeweiligen Hubschraubermusters) vorgegeben, auf dem Bodenmerkmale und ausgelegte Sichtzeichen gefunden und erkannt werden mussten. Ziel ist es, auf die Sekunde genau über die Ziellinie zu fliegen. Im Anschluss galt es je ein Reissäckchen in zwei Zielkreise zu werfen und einen Kegel in einer 30 x 30 cm große Dachluke zu versenken. Natürlich wieder alles auf die Sekunde genau. Aufgrund eines nicht gefundenen Sichtzeichens folgten wir erneut mit 274,9 Punkten und nur 4 Punkten Rückstand dem ehemaligen Deutschen Meister ganz knapp auf dem dritten Rang.

Am nächsten Wettkampftag ging es frisch gestärkt, allerdings mit auffrischendem Wind, in das Fender Rigging. Dabei muss eine Boje aus unterschiedlichen Höhen/Seillängen (vier, sechs und acht Meter) in drei gekennzeichnete Tonnen abgesenkt werden, ohne diese von außen zu berühren. Die Schwierigkeit hierbei ist, die Boje möglichst ruhig und stabil zu halten – und das bei äußerst knapper Zeitvorgabe. Mit einer überraschend großartigen Punktezahl von 295,6 konnten wir noch einmal für Spannung im Hinblick auf das Siegertreppchen sorgen und die ehemaligen Deutschen Meister ins Schwitzen bringen. Das Schweizer Team mit ihrem herausragenden Leistungsniveau festigte seinen ersten Platz und erflog sich im Fender Rigging 298,6 Punkte.

Die finale Entscheidung fiel wie immer bei der letzten Disziplin – dem Slalom. Hierbei führt der Copilot einen mit Wasser gefüllten Eimer am Seil, den das Team durch sieben Tore in einer vorgegebenen Reihenfolge als auch Richtung bringen muss. Diese Informationen werden erst kurz vor dem Start bekanntgegeben, sodass sich jedes Team in kürzester Zeit einen „Tanz durch den Parcours“ einteilen und verinnerlichen muss. Am Ende muss der Eimer auf einem kleinen Tisch mit 60 cm Durchmesser abgesetzt werden. Jeder Zentimeter Abweichung des Eimers von der Mitte des Tischs, Wasserverlust auf dem Weg sowie zu hohes Durchfliegen der Tore bedeuten Punktabzug.

Die letzte Disziplin kann in der Rangfolge noch einiges verändern, wie so oft in vergangenen Meisterschaften bewiesen wurde. Wir gaben im Slalom noch einmal Vollgas, leider misslang es uns ganz knapp am zweiten Rang vorbeizuziehen. Mit 275,8 Punkten im Slalom und insgesamt 1.121,3 (von möglichen 1200) Punkten landeten wir – nur 10 Punkte hinter dem alten und neuen Deutschen Meister – auf dem dritten Platz in der Gesamtwertung und wurden Deutsche Vizemeister sowie Juniorenmeister.

Dieses Jahr war es wortwörtlich Helikopter-Präzision im kleinen Kreis. Ich möchte mich für die großzügige finanzielle Unterstützung des Deutschen Hubschrauberclubs, meinem Copiloten Michael Schauff und der Firma Heli-Flight für den Ehrenpreis als Juniorenmeister bedanken.

Der beste Gewinn ist und bleibt hierbei aber die Flugerfahrung – sie ist unbezahlbar und kann einem nicht genommen werden.