
Prag – Elba – Sardinien – Verona
Das Wetter macht die Route – unterwegs mit der CT
Von Heike Käferle
Wetterbedingt verschoben wir unsere Flugreise vom Juni in den August, allerdings mit zwei Restriktionen. Das erste Leg musste nach Prag führen zur Feier des 60. Geburtstags einer guten Freundin und das letzte Ziel vor unserem Heimatplatz musste Bayreuth sein, da wir Karten für Parsifal hatten. Dazwischen lagen 14 Tage.
Freitag, 4. August, war wetterbedingt der einzige Tag, um zum Wochenende in Prag zu sein. Unser Honigflieger, so die Bezeichnung eines FIS-Lotsen wegen der Kennung D-MIEL, stand fertig gepackt auf dem Vorfeld von Oerlinghausen. Die Betätigung des Zündschlüssels bewirkte allerdings nichts – nicht einmal irgendein Geräusch! Geburtstagsfeier und Prag perdue? Nein! Dank hilfsbereiter Menschen – darunter Bernhard und Jürgen – konnte der Übeltäter identifiziert werden, das Zündschloss! Jürgen baute uns einen Bypass in Form eines Zündknopfs ein. Gerettet! Nette Menschen am Zielplatz Letnany (LKLT) bei Prag warteten nach Schließung des Turms noch 45 Minuten bis wir um 19:45 Uhr landeten. Den Funk hatte bereits der Militärplatz nebenan übernommen. Danach setze der Regen ein und wir genossen das bezaubernde, vollständig überlaufene und nasse Prag sowie eine großartige Geburtstagsfeier. Vier Tage später besserte sich das Wetter und wir konnten den Flug über die Alpen nach Portoroz (LJPZ) wagen.
Zwischenzeitlich wurden aus Slowenien heftige Überschwemmungen und der regionale Notstand gemeldet. Unsere Flugroute legten wir so weit östlich, dass wir die höheren Lagen der Alpen, wo immer noch Wolken und Gewitter hingen, westlich liegen lassen konnten. Die 3,5 Flugstunden wurden uns nicht langweilig. Die Sicht war durchweg gut, anfangs der Wind etwas bockig, die Ausblicke beeindruckend bis bedrückend, da wir nicht nur die Bergszenerie bestaunen durften, sondern auch auf die Überschwemmungsgebiete hinunterblickten. Der Funk von Tschechien über Österreich durch Slowenien war unproblematisch, ebenso wie die Landung in Portoroz, Piste 15 mit Anflug über die Adria. Glücklich gelandet, kamen wir in den Genuss des hervorragenden Services am Platz und wurden mit einem Golf-Caddy zum Flughafengebäude gebracht. Ab da war uns die Sonne eine treue Begleiterin.
Jetzt ging es ans Hotel suchen. Im Voraus zu buchen haben wir uns abgewöhnt, höchstens die Landung ist wirklich sichergestellt. In der Vergangenheit kam es schon vor, dass wir in der Luft umplanen mussten. Es war August, absolute Urlaubs-Primetime. Wir waren darauf eingestellt, dass es teuer wird. Auf Booking (meine Lieblingsplattform) fand ich ein sehr schönes Hotel auf kroatischer Seite, ca. 20 km entfernt. Auf dem Flughafenparkplatz stand ein Fiat 500 von App2Drive. Wir stiegen ein und fuhren los. Google Maps funktionierte tadellos und in der erstaunlich leeren Hotelanlage wurden wir upgegraded – sie hatten erst vor zwei Monaten eröffnet. Der Ausblick über die Adria bis zu den Alpen und der riesengroße Infinity-Pool sind beispiellos. Wir genossen die Umgebung, Fisch, Wein und das warme Meer. Dabei überlegten wir uns, wo es als nächstes hingehen sollte.
Richtung Südosten standen auch dieses Jahr Gewitter und es war kein stabiles Flugwetter zu erwarten. Es bot sich der Südwesten an. Von Elba träumten wir schon lange und Sardinien ging mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich mit unserem Mitglied Bettina Utsch darüber gesprochen hatte. Also auf nach Elba und Sardinien – das Wetter war ideal dafür! Eine Mail, um sicherzustellen, dass auf Elba Sprit verfügbar ist, wurde sofort positiv beantwortet. Unsere Flugroute planten wir quer über Italien – also mehr oder weniger „direct“ an Florenz vorbei. Auf die Landung auf Elba bereiteten wir uns mit Hilfe eines Videos von der Homepage vor. Die sonnige Hochdrucklage war über dem Meer sehr angenehm. Über der hohen und bewaldeten Berglandschaft der Toskana war es dann anstrengender, da Thermik und Wind stärker wurden. Die Aussicht belohnte uns allerdings und wir konnten San Gimignano mit den beeindruckenden Geschlechtertürmen sowie Florenz unter uns liegen sehen. Auch der Funk war verständlich und unsere Flugplanung lag der FIS und den Approaches vor – das vereinfachte die Konversation. Wir verließen das Festland bei Piombino und meldeten uns bei Marina di Campo (LIRJ) an. Wir bekamen die Piste 16 mit nördlichem Anflug über die Berge zugewiesen, was uns nicht begeisterte. Die Anweisungen über Funk kamen nur abgehackt an, aber wir fanden die Route durch die Berge. Da wir aus Oerlinghausen bergnahes Fliegen gewohnt sind, „rutschten“ wir auch in Elba den Hang hinunter und landeten. Es erwartete uns ein freundlicher Empfang und ich kaufte gleich ein Elba-Shirt. Unsere Vermieterin holte uns sogar ab. Wir hatten ein nettes Quartier mit Frühstück im Garten, am Nachmittag sahen wir uns noch ein bisschen die Insel an. Das gute Busnetz half uns dabei. Auf Elba könnte man es eine Woche oder länger aushalten, aber wir haben uns entschlossen, vier Tage auf Sardinien zu verbringen, um dann noch zwei Tage Puffer für den Rückflug zu haben. Spätestens am 18.8. mussten wir schließlich in Bayreuth landen.
Aber wo sollten wir auf Sardinien landen? Ich erinnerte mich an Bettina, VDP Fliegerkameradin und Expertin für Sardinien. Schnell nannte sie uns mehrere interessante Plätze. Letztlich gab die Verfügbarkeit von Unterkünften den Ausschlag, da sowohl ganz Italien als auch ganz Frankreich in den Ferien waren und sich gefühlt alle auf Sardinien eingefunden hatten. Unsere Wahl fiel auf San Teodoro, ein UL-Aviosuperficie ohne ICAO-Kennung an der Costa Smeralda. Im nahen Städtchen ergatterten wir eine Ferienwohnung.
Unsere Flugplanung führte uns Richtung Korsika in der Hoffnung auf die Freigabe der Beschränkungsgebiete. Dem war nicht so. Wir mussten also in gebührendem Abstand an der korsischen Küste entlangfliegen. Es war auch aus der Distanz bewegend, die hohen Berge zu sehen. Die sardische Küste durften wir dagegen aus nächster Nähe bestaunen. Und dann kam der Anflug auf den Platz von San Teodoro – wie das so ist bei kleinen Grasplätzen: „Ja wo isser denn?“. Wir hatten eine starke Vermutung und ich ging ins Endteil. Die Windrichtung stimmte, trotzdem hielt ich es für besser, einmal durchzustarten. Beim zweiten Mal war alles perfekt. Die Tipps, die mir vorher der Platzeigner per Telefon gegeben hatte, um die schlechten Stellen der Piste zu umrollen, waren hilfreich. Da standen wir nun und putzten unser Flugzeug, als der Platzbetreiber mit einem UL-Wasserflugzeug einschwebte. Flugleiterpflicht kennt man in Italien nicht, wie in den meisten anderen europäischen Ländern.
Silvio brachte uns netterweise mit seinem Pick-up nach San Teodoro. Unser Quartier machte den Eindruck, als hätte es der sehr junge Vermieter von seiner Oma geerbt. Das dachte man zumindest bei Geschirr, Besteck und Mobiliar. WLAN war nicht vorhanden. Wir hatten aber einen netten Patio und reichlich Platz. Der Strand war zu Fuß in 12 Minuten erreichbar und man kann sich gut vorstellen, dass er Ende September, wenn die Menschenmassen weg sind, paradiesisch ist. Wir erlebten vier erholsame und abwechslungsreiche Tage mit leckerem sardischen Essen und Wein.
Jetzt galt es zu überlegen, wo wir unsere beiden „Sicherheitstage“ verbringen werden. Das Wetter sah erstaunlicherweise immer noch gut aus und auch die Alpenüberquerung erschien machbar. Da kam die Idee, dass wir uns in Verona die Arena gönnen könnten. Karten für Nabucco waren verfügbar. So planten wir den Flug nach Verona. Quer übers Tyrrhenische Meer, noch einmal ein Blick auf Elba und dann wieder über die Berge. Als Zielflugplatz wählten wir den GA-Platz Verona/Boscomantico (LIPN) nördlich der Stadt.
Zu Beginn des Rückflugs haben wir uns einen kleinen Schlenker gegönnt und flogen die Küste noch ein Stückchen Richtung Süden entlang mit Blick auf das sensationelle Panorama. Dann ging es auf Kurs Richtung Verona. Die Verständigung mit der FIS war extrem schlecht, da sehr viel los war auf dem Kanal und ein Controller gleichzeitig mehrere Teilnehmer bediente – es war etwas chaotisch und wir waren froh, auf die Approach-Frequenz Firenze wechseln zu können. Anders als in Deutschland übernehmen auch Approach- oder Radar-Controller den Flugverkehr im größeren Umkreis eines kontrollierten Platzes.
Zuletzt konnten wir auf Milano Radar wechseln. Dieser regelte gerade den Abflug einer Linienmaschine von Verona Villafranca (LIPX). Wir mussten nach Osten ausweichen, um danach quer über Verona zu unserem Zielplatz zu fliegen. Was für ein Erlebnis! Die Altstadt und die Arena direkt unter uns! Der Anflug auf den Zielplatz war unproblematisch und die Unterhaltung mit den beiden „Jungs“ vom „Turm“ nett und informativ. Erst Tanken – eher teuer, dann Toilettenbenutzung im nahegelegenen Restaurant – es hat wohl seine Öffnungszeiten an den Platz angepasst. Ein Taxi brachte uns zum Hotel nahe der Arena. Wir hatten viel Glück und ergatterten sehr gute Karten für Nabucco.
Es war sommerlich – über 30 Grad – auch in Bayreuth waren diese Temperaturen zu erwarten. Unsere Geburtstags- und Operngarderobe, die wir von Beginn an im Schwanz unserer CT gut verpackt aufbewahrten, war einfach viel zu warm. So schlenderten wir durch die netten Gassen der Altstadt auf der Suche nach passender Kleidung – Verona hat da etwas zu bieten und so wurden wir fündig.
Für den Opernabend war eine Front quer über Mitteleuropa von Norden nach Süden angekündigt. Während der Aufführung sahen wir im Norden die Blitze leuchten und wir hofften, dass kein Hagel auf unsere CT herunterprasselte. Alles war gut – kein Regen während der Aufführung und am nächsten Tag verzogen sich die restlichen Wolken rechtzeitig, so dass wir um 11 Uhr starten konnten – über den Brenner nach Bayreuth. Immer wieder finde ich diese Strecke beindruckend. Dieses Mal kamen wir aus dem Tal heraus und hatten einen ungehinderten Blick auf die Dolomiten. Etwas nervig war die Funkerei. Trotz Flugplan wollte der Controller mehrmals „estimate to next waypoint“ haben. Endlich konnten wir uns bei Innsbruck anmelden, querten die CTR und wählten die Route über den Walchensee, schon allein wegen des Panoramas. Alles Weitere war Routine, das Wetter CAVOK und der Wind schwach. In Bayreuth bekamen wir wieder Mogas und einen exklusiven Platz auf dem Vorfeld.
Die Zeit der luxuriösen Jets sei vorbei, meinte der nette Franke an der Tankstelle – „höchstens noch bei den Premieren kommen ein paar“. Auch wenn wir keine AR-Brille bekommen haben: Die Inszenierung im Festspielhaus hat uns sehr gut gefallen. Der Rückflug zwei Tage später verlief entspannt. Bei Fritzlar kamen die Wolken etwas weit herunter, dass wir ins Tal ausweichen mussten. Es war trotz des holprigen Beginns eine erholsame Reise mit wunderbaren Eindrücken und Genüssen.